Noch immer keine Casinos für legales Glücksspiel im Internet
Seit dem 1. Juli 2021 ist Glückspiel im Internet in ganz Deutschland legal. Was vorher nur das Bundesland Schleswig-Holstein geschafft hatte, haben nun alle Bundesländer gemeinsam hinbekommen: einen Glücksspielstaatsvertrag.
Doch auch wenn Online-Casinospiele und Co jetzt erlaubt sind, gibt es schlicht noch keinen Anbieter, der mit einer deutschen Lizenz auf dem Markt vertreten wäre.
Wie das kommt und was Spieler aus Deutschland in Zukunft erwarten können, schauen wir uns in diesem Beitrag an.
Was ist eigentlich die sogenannte White List?
Bei der White List handelt es sich um eine Liste mit lizensierten Glücksspielbetreibern im Internet, welche von den Ländern herausgegeben wird. Spieler haben so die Möglichkeit, zu überprüfen, ob ihr Lieblingscasino legal in Deutschland zugelassen ist.
Kürzlich hat das Land Sachsen-Anhalt eine aktualisierte Version veröffentlicht. Doch darauf ist weder ein Anbieter von Online-Slots noch Online Poker oder anderen Casinotischspielen im Internet zu finden. Lediglich 35 Anbieter von Online-Sportwetten finden sich auf der White List.
Laut § 9 Abs. 8 GlüStV 2021 (Glücksspielstaatsvertrag) muss die zuständige Behörde mindestens einmal pro Monat oder anlassbezogen auch häufiger die White List aktualisieren. Nach Inkrafttreten im Sommer fanden sich auch schnell beliebte Sportwettenanbieter wie Bwin, Tochtergesellschaften von Tipico, TipWin und Bet365 auf der Liste ein – Anbieter von Spielautomaten, Tischspielen oder Poker jedoch nicht.
Das Problem: Auch weiterhin sind andere (deutschsprachige) Anbieter mit Lizenzen aus anderen Ländern auf dem Markt vertreten. Casinos mit einer Lizenz aus den EU-Staaten Malta oder Zypern sind streng genommen jedoch für Spieler aus Deutschland illegal, auch wenn sich Casinos und Spieler in derselben Grauzone bewegen, wie es vor dem 1. Juli der Fall war.
Welche Casinos sind in Deutschland legal?
Die Hürden sind hoch. Um eine deutsche Lizenz nach dem GlüStV zu erhalten, muss der Betreiber des Casinos zahlreiche Auflagen einhalten. Darunter fallen beispielsweise Einzahlungsobergrenzen von 1.000 € und ein maximaler Einsatz von 1 € pro Spin bei den Slots.
Hierfür und für zahlreiche andere strenge Regeln die Software umzuschreiben lohnt sich möglicherweise für viele Casinos nicht, sodass sie gar nicht erst auf die Idee kommen, eine deutsche Lizenz zu beantragen. Auch die recht hohe Umsatzsteuer (und eben keine Steuer auf den Gewinn des Casinos) von 5,3 % dürfte viele Anbieter abschrecken.
Unter anderem hat der deutsche Sportwettenverband (DSWV) bereits auf europäischer Ebene ein Hilfegesuch gegen diesen Steuersatz abgeben und dürfte das Thema auch am 25. Oktober bei der „Gaming in Germany Conference“ in Berlin zur Sprache bringen.
Ungeklärt ist bisweilen, ob überhaupt und wenn ja, wie viele Betreiber von Online Casinos bisher eine deutsche Glücksspiellizenz beantragt haben. Um auch in Deutschland legal an Slots im Internet spielen zu können, wird es vermutlich noch einige Zeit dauern, denn der lang ersehnte Glücksspielstaatsvertrag entfaltet seine Wirkung nicht so schnell wie gewünscht.